Die christliche Gesellschaftslehre hat eine lange Tradition. Während der Industrialisierung inspirierte sie nicht nur diakonisches Handeln, um der Not der Arbeiter und ihrer Familien zu begegnen. Sie motivierte auch die Entstehung christlicher Gewerkschaften und christlicher Sozialpolitik. Diese forderten eine allgemein faire Verteilung des Kapitals, womit das Wohl der Arbeiter unabhängiger vom sozialen Engagement mancher Unternehmer wurde. Durch den Fokus auf das christliche Menschenbild und die Ablehnung einer ideologischen Vereinnahmung des Menschen bewahrte die christliche Sozialethik eine kritische Distanz gegenüber dem Marxismus genauso wie gegenüber dem Faschismus.
Unser moderner Sozialstaat hat viele Forderungen nach sozialer Gerechtigkeit erfüllt. Welche Bedeutung und Rolle die christliche Sozialethik und Sozialpolitik heute dennoch spielen können und müssen, soll in diesem Seminar erörtert werden.