Venedig, Hafen und Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, ist weltweit einzigartig. Die Stadt bildet einen Mikrokosmos, der stets durch ein problematisches Verhältnis zur Natur gekennzeichnet war. Das Gemeinwesen der Republik, das als höchstes Gut die Erhaltung der Lagune als gemeinsamen Lebens- und Wirtschaftsraum hatte, ist längst verschwunden. Durch tiefgreifende Veränderungen in der Sozialstruktur verschwanden traditionsreiche Wirtschaftszweige, die Stadt wurde zunehmend zur Kulisse und Ziel von Touristenströmen. Venedig ist heute mit einer Vielzahl von Problemen konfrontiert: Neben Luft- und Wasserverschmutzung und der Gefährdung der Bausubstanz durch die starke Landabsenkung kämpft sie mit immer häufiger werdenden Überflutungen. Stand der Markusplatz vor 80 Jahren rund siebenmal pro Winter unter Wasser, so geschieht dies heute bereits 50-mal.
Das Milliardenprojekt MOSE (geplante Kosten: rund 1,8 Milliarden Euro) ist ein umstrittenes Vorzeigeprojekt der Regierung Berlusconi, das eine Abriegelung der Lagune zur offenen Adria durch Schleusentore vorsieht, um Hochwasser zu verhindern. Es wurde nach zahlreichen Verzögerungen, Korruptionsskandalen und mit einem Kostenaufwand von rund sechs Milliarden Euro in Betrieb genommen. Umstritten ist MOSE weiterhin, auch da die Absprerranlage das fragile Ökosystem der venezianischen Lagune stören könnte.
Mit dem Problem der Überflutung steht Venedig nicht alleine. Klimaforscher prognostizieren einen Anstieg der Meeresspiegel durch die Erderwärmung für die kommenden Jahrzehnte um bis zu 60 Zentimetern mit drastischen Folgen für küstennahe Städte, auch im Mittelmeerraum. Bieten die Erfahrungen Venedigs mit dem Hochwasser beispielhafte Lösungen für küstennahe Städte und Landschaften?
In dieser Veranstaltung bieten ExpertInnen über den Blick auf die Schönheit Venedigs hinaus einen vertieften Einblick in die ökologischen und ökonomischen Probleme der Stadt.
Weiterer Termin:
01.11.2026 - 07.11.2026