Die Gezeiten haben einen großen Einfluss auf Mensch und Natur. In einem regelmäßigen Rhythmus steigt das Wasser an der Küste und zieht sich wieder zurück. Durch diese sich stetig ändernden Gegebenheiten entstand ein unvergleichbares, faszinierendes Ökosystem: das Wattenmeer.
Die Tiere und Pflanzen haben sich an diese Gegebenheiten perfekt angepasst. So wächst z.B. der Queller auf der Wattfläche, die zwei Mal täglich überflutet wird. Der hohe Salzgehalt sowie der wechselnde Wasserstand machen der Pflanze nichts aus – sie hat sich diesen Bedingungen angepasst. Ebenso wie z.B. die Felswattmücke Clunio, die gezeitenrhythmisch nur bei Springtiden-Niedrigwasser schlüpft, oder der Salzkäfer, der seine „Wattspaziergänge“ sorgfältig nach dem Wasserstand organisiert.
Muscheln oder Würmer, graben sich bei ablaufendem Wasser ein, um nicht durch die Sonne auszutrocknen. Vögel machen bei Niedrigwasser gerne Rast im Watt und picken mit ihren Schnäbeln nach Nahrung. Besonders für Zugvögel ist das Watt eine ideale Zwischenstation, um noch einmal Kraft zu tanken, bevor die lange Reise nach Süden bzw. nach Norden weitergeht.
Große Teile der ostfriesischen Küste liegen nur einen Meter über der Höhe des Meeresspiegels, was z.B. die Errichtung verschiedener Entwässerungssysteme notwendig gemacht hat, um nach starken Regenfällen das Land hinter den Deichen entwässern zu können.
Der Mond gilt als Motor dieses Gezeitenrhythmus‘ auch in der Nordsee. An anderen Küsten unseres Planeten ist sein Rhythmus und seine Wirkung anders; mal eintägig, mal zweitägig; mal z.B. einen Wechselwasserfall entstehen lassend oder einen Gezeitenstrom, der schwindelig macht (Saltstraumen).