Wir begeben uns in eine Region, die - wie kaum eine andere in Europa – am Ende des 2. Weltkrieges mit einem fast kompletten Bevölkerungsaustausch konfrontiert war. Das vordem deutsche Hinterpommern wurde zum polnischen Westpommern (Pomorze Zachodnie). Die vor der sowjetischen Armee nach Westen flüchtende deutsche Bevölkerung wurde rasch durch Polinnen und Polen ersetzt, die zumeist aus den verloren gegangenen polnischen Ostgebieten in die entleerten Dörfer und Städte umgesiedelt wurden. Die Westverschiebung Polens wurde bereits im Februar 1945 verhandelt, beschlossen wurde sie auf der Potsdamer Konferenz im August 1945. Welche Kurz- und Langzeitfolgen hatten Flucht und Vertreibung für die Menschen individuell und für die Gesellschaften als Ganzes?
Wie lange dauerte es, bis sie Pomorze Zachodnie als neue Heimat empfanden? Wie schauen heute die Menschen vor Ort auf ihre Geschichte zurück? Und: Wie lebten die Fluchterfahrungen bei den Deutschen weiter? Welche Initiativen gab und gibt es in der Region und in Deutschland zur Verständigung und Versöhnung?
Wir wollen uns in diesem Seminar nicht ausschließlich mit historischen Fluchtbewegungen befassen. In Polen leben zur Zeit bis zu einer Million Geflüchtete aus der Ukraine, die vor dem Krieg geflohen sind. Seit einigen Jahren versuchen aber auch Menschen aus anderen Ländern – zumeist über Belarus – nach Polen zu fliehen, werden aber an der Grenze oft brutal zurückgewiesen. Wie ist dieser Widerspruch zu erklären?
Und wie gehen Gesellschaft und Politik in Polen und Deutschland heute generell mit den Migrant*innen um? Im Seminar werden wir, ausgehend von unseren biographischen Erfahrungen bzw. den Erfahrungen unserer Elterngeneration, Menschen vor Ort treffen, die uns ihre Geschichte bzw. die Geschichte ihrer Vorfahren von Flucht, Vertreibung und Verständigung erzählen. Wir werden mit dem Rad – und ggf. mit dem Kanu – Orte aufsuchen, an denen die Geschichte greifbar wird. Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen damaligen und heutigen Fluchtbewegungen werden diskutiert. Was muss sich ändern, damit Fluchtursachen abgebaut werden und die Integration von Geflüchteten gelingt?
Leistungen
6 Übernachtungen mit Halbpension (So-Sa) im Doppelzimmer, Reiseprogramm, geführte Radtouren, Gespräche mit Augenzeug*innen und Historiker*innen (u. a. Zbigniew Mieczkowski), Sprachmittlung deutsch-polnisch. Gegen Aufschlag: Gemeinsame Anreise ab Berlin, Transport von Rädern im Radanhänger.
Reiseleitung
Thomas Handrich, Politikwissenschaftler und Gründer von Politische Radreisen, (mehr zu Thomas siehe: politische-radreisen.de/thomas-handrich-2/)
Sofie Koscholke, Kulturwissenschaftlerin, (mehr zu Sofie siehe: politische-radreisen.de/uber-uns/)
Besonderheiten
Die Teilnahme von Nichtradler*innen ist möglich!
Mindestteilnehmer*innenzahl 12, Maximal 20.
Übernachtet wird in der Ranch im Tal: ranczosiecino.pl
Die Bildungsreise wird veranstaltet von politische Radreisen in Kooperation mit dem Forum Unna.