Nach der Befreiung im Jahr 1945 gingen die erschütternden Fotos und Filmaufnahmen aus den Konzentrationslagern um die Welt und machten das ganze Ausmaß der nationalsozialistischen Verbrechen sichtbar. Die internationale Öffentlichkeit reagierte mit Entsetzen, und es wurden Prozesse gegen die Verantwortlichen geführt, um Gerechtigkeit herzustellen und die Taten aufzuarbeiten. In vielen deutschen Familien jedoch blieb die direkte Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit aus – „Opa war kein Nazi“ lautete oft die bequeme Erklärung. Überlebende der Konzentrationslager sprachen zudem nur selten mit ihren Kindern über das Erlebte, sei es aus Schmerz, Schweigen oder dem Wunsch, die nächste Generation zu schützen.
Über Jahrzehnte hinweg galt die öffentliche Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus in Deutschland als eine Erfolgsgeschichte der politischen Bildung und Menschenrechtserziehung. Dennoch prägen bis heute Opfergeschichten, Heldenerzählungen und familiäre Narrative die Erinnerungskultur in vielen Familien und beeinflussen, wie Geschichte weitergegeben wird.
Gemeinsam mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen möchten wir diesen Fragen nachgehen: Wie wurde in den Familien über die NS-Zeit gesprochen – oder geschwiegen? Welche Bilder und Erzählungen haben sich bis heute gehalten? Und was bedeutet das für unser kollektives Gedächtnis? Diese Themen wollen wir gemeinsam beleuchten, diskutieren und kritisch reflektieren.